Was war passiert? Gemeinsam mit den Berliner Bäder-Betrieben hatten wir eine Seminarreihe „Umgang mit schwierigen Kunden“ entwickelt. Kurz vor dem Start brach dann die Pandemie aus. Da war guter Rat teuer: Auf Online-Kurse auszuweichen war in diesem Fall nur bedingt möglich: Themen wie Gesprächsstrategie, Konfliktbewältigung und Deeskalation sind im Präsenzunterricht besser aufgehoben, wenn sie auch in Rollenspielen eingeübt werden sollen. Die Lösung: Die Schulungen wurden kurzerhand in die Freibäder des Kunden verlegt, wo – vor Saisonbeginn – die Corona-Regeln einfacher einzuhalten und die Gesundheit der Teilnehmer und Referenten am besten zu schützen waren.
Die Seminarreihe wurde ein großer Erfolg. Die Kurse fanden vor Ort statt – an der Betriebsstätte des jeweiligen Teams. In ihrem gewohnten Arbeitsumfeld fühlten sich die Mitarbeiter gleich wie zu Hause und konnten sich von Anfang an auf die Lehrinhalte konzentrieren. Die realistische Umgebung tat ihr Übriges, um im Dialog rasch herauszuarbeiten, wo genau an diesem Standort die größten Probleme lagen. Das war in der Weltstadt Berlin besonders wichtig, wo doch die Bäder in den unterschiedlichen Stadtteilen ein oft sehr unterschiedliches Publikum haben. Und so bestätigte sich in allen Kursen dieser Reihe, dass das Lernen auf der Liegewiese speziell für diese Aufgabenstellung eine äußerst effiziente und nachhaltige Schulungsmethode war.
Und eine zeitsparende dazu. An dieser Gesamtbilanz konnte übrigens auch der Höflichkeitsbesuch besagter Entenfamilie nichts mehr ändern: Da die Kursteilnehmer in Sachen Konfliktbewältigung bereits einiges gelernt hatten, konnte die Situation schnell und ohne viel Diskussion in beiderseitigem Einvernehmen geklärt werden …
Nur eine nette Anekdote aus der wilden Zeit der Pandemie? Hat uns Corona nicht das Gegenteil gezeigt, nämlich den umfassenden und wohl endgültigen Durchbruch der digitalen Kommunikation? Wie passen Freiluftveranstaltungen noch in eine Berufswelt, die zunehmend virtueller wird?
Ganz hervorragend. Denn die wichtigste Lehre, die wir aus der Pandemie ziehen können, betrifft doch nicht einzelne Techniken und Arbeitsweisen. Sicher haben Homeoffice und Videokonferenz nun ihren Durchbruch erlebt. Techniken aber kommen und gehen. Wirklich einschneidend war für uns alle jedoch die Erfahrung, wie die alltäglichsten und selbstverständlichsten Dinge von heute auf morgen ihre Gültigkeit verlieren – und wie schnell wir uns angepasst und daran gewöhnt haben.
Flexibilität ist der Maßstab, der in der Pandemie enorm an Bedeutung gewonnen hat und an dem in Zukunft Mitarbeiter, Arbeitsplätze und Dienstleistungen gemessen werden. Selbstverständlich hat sich auch unser Geschäft während der Pandemie stark in Richtung digitaler Formate entwickelt – zumal wir als erstes Weiterbildungsinstitut schon seit Jahren an entsprechenden Konzepten arbeiten und damit einen wichtigen Startvorteil gegenüber unserem Wettbewerb hatten.
Aber wir waren auch die ersten, die wieder Präsenzseminare angeboten haben. Und das war zu jener Zeit eine echte Herausforderung. Auch wir mussten bereit sein zu lernen: Schnelltests, Abstandsregeln und regelmäßiges Lüften waren damals noch Neuland. Niemand wollte uns eine verbindliche Auskunft geben, Tests mussten wir über Umwegen aus dem Ausland beschaffen. Das Ganze war für alle ein Experiment, auch weil wir nicht wussten, wie die Teilnehmer auf die völlig neue Situation reagieren würden.
Unser Mut wurde belohnt: Viele Teilnehmer waren geradezu glücklich, nach langer Zeit wieder unter Menschen zu sein und nach Monaten im Homeoffice und in Videokonferenzen wieder am wirklichen Leben teilzuhaben zu dürfen. Gerade auch die kurzen Begegnungen am Rande solcher Veranstaltungen wie der formlose Austausch in den Kaffeepausen wurden sehr geschätzt.
Feststeht, dass mit Corona die Geschäfte und das gesamte Arbeitsleben noch vielfältiger und volatiler geworden sind. Dem muss die Weiterbildung Rechnung tragen und noch stärker auf die Flexibilität ihres Angebots setzen. Ob Online-Seminare („LIVEINAR®“), hybride Lernveranstaltungen („FLEXINAR®“), ob der klassische Präsenzunterricht im Seminarraum oder vor Ort beim Kunden: Was zählt, ist nicht die Form, sondern die Qualität des Unterrichts, die unabhängig vom gewünschten Format zu einem nachhaltigen Lernerfolg führen muss. Von der Liegewiese bis zu High-tech: Die neue Flexibilität verlangt von uns beides.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer