Liebe Leserin, lieber Leser,
„Ich bin kein ausgeklügelt Buch. Ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch.“ Das Zitat aus Conrad Ferdinand Meyers „Huttens letzte Tage“ ist von zeitloser Gültigkeit: Wo Menschen zugange sind, da sind – sagen wir es vorsichtig – nicht immer Logik und Konsequenz die Richtschnur ihres Handelns. Politik und Gesellschaft stecken von jeher voller Widersprüche. Nehmen Sie aktuell nur den Klimawandel: In Umfragen geben unsere Mitbürger regelmäßig zu Protokoll, wie wichtig ihnen der Klimaschutz sei. 2/3 aller Deutschen räumen ihm höchste Priorität ein, in Österreich und der Schweiz wird es nicht anders sein.
Bei dieser vorbildlichen Einstellung macht die neueste Statistik des Kraftfahrtbundesamt dann doch ein wenig stutzig: Der Bestand an Fahrzeugen ist in Deutschland letztes Jahr wieder um 1,1 Mio. gestiegen. Und am stärksten war der Zuwachs nicht bei energiesparenden Kleinfahrzeugen, sondern ausgerechnet bei Wohnmobilen, SUVs und Geländewagen. Wenn es also um den Fahrspaß geht, dann kann die Rettung des Planeten ein wenig warten.
In Bildung und Weiterbildung sind Widersprüche dieser Art nicht weniger häufig. Und auch sie berühren die Fundamente, auf denen unser Wohlergehen langfristig ruht. Bildung sei unser wichtigster Rohstoff heißt es allerorten – das unwidersprochene Credo unseres ansonsten so rohstoffarmen Landes. Schon in meiner Schulzeit war es ein Allgemeinplatz. Mit einer Zustimmungsrate, die noch höher als beim Klimaschutz liegen dürfte – vermutlich bei fast 100 %. Oder kennen Sie jemanden, der fordert, Mitteleuropa solle im internationalen Wettbewerb weniger auf Aus- und Weiterbildung setzen?
Doch schon vor Covid19 gab es vielerorts Klagen über die schlechte finanzielle Ausstattung unserer Schulen. Wenn Eltern Geld sammeln müssen, damit Schultoiletten wieder instandgesetzt oder einfach nur regelmäßig geputzt werden, dann kann es mit der Wertschätzung von Bildungseinrichtungen in unserem wohlhabenden Lande nicht weit her sein. Während der Pandemie schließlich konnte man immer wieder den Eindruck gewinnen, dass uns der Erhalt von Nagelstudios mehr am Herzen liegt als die Aufrechterhaltung des Schulunterrichts.
Überraschenderweise stellt sich die Situation in der beruflichen Weiterbildung nicht viel besser dar. Nicht nur beim Staat, auch bei den Unternehmen scheint ein breiter Zwiespalt zwischen Reden und Handeln zu bestehen. Welche Ausgaben wurden zu Beginn der Pandemie am schnellsten und radikalsten gekürzt? Die für Dienstreisen und die für Fortbildungsmaßnahmen!
Sollte das Virus tatsächlich unsere Überzeugung über den Haufen geworfen haben, dass lebenslanges Lernen eine entscheidende Voraussetzung für unser Bestehen im internationalen Wettbewerb ist?
Die Folgen dieses Zögerns, des fehlenden Willens, Mitarbeiter auch und gerade in Krisenzeiten weiterzuentwickeln, kann man jetzt schon studieren: So sind die immer häufigeren Cyberattacken auch deshalb immer schwerer abzuwehren, weil die zuständigen Fachleute sich während der Pandemie nicht weitergebildet haben.
Die Schuld dafür allein bei den Unternehmen zu suchen, ist sicher zu kurz gesprungen. Auch die Weiterbildungsbranche hat Entwicklungen verschlafen und konnte dann beim Lockdown nicht schnell genug reagieren. Wer nicht wie wir schon vor Jahren mit der Entwicklung digitaler und hybrider Schulungsformate begonnen hatte, stand zu Beginn der Pandemie mit leeren Händen da.
Wir dagegen haben die Voraussetzungen geschaffen, bei jeder Pandemie mit gleichbleibender Qualität weiterschulen zu können, selbst wenn wir noch die Epsilon- und Omega-Variante über uns ergehen lassen müssten. Unsere neuen Formate sind auch ohne Impfung virenresistent. Neben den digitalen und hybriden Seminaren bieten wir mittlerweile Lehrveranstaltungen im Freien an – wie kürzlich erst in Zusammenarbeit mit den Berliner Bäderbetrieben.
Der Widerspruch zwischen Reden und Handeln ist sicher Teil unserer menschlichen Natur und bis zu einem gewissen Grad werden wir auch in Zukunft damit leben müssen. Bei Themen, die für unsere Gesellschaft jedoch überlebenswichtig sind, sollten wir diesen Zwiespalt nicht zu groß werden lassen – in unser aller Interesse. Geben wir den immer noch entscheidenden Wettbewerbsvorteil unserer Volkswirtschaft nicht leichtfertig auf. Um Öl und andere Rohstoffe sind schon Kriege geführt worden – das müssen wir beim Rohstoff Bildung glücklicherweise nicht tun. Doch ein wenig bemühen müssen uns wir schon. Bildung und Weiterbildung dürfen kein Lippenbekenntnis sein, sondern müssen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft wieder den Stellenwert bekommen, der ihnen – unwidersprochen – zusteht. Wir als Ihr Partner in allen Fragen der Weiterbildung leisten dazu gerne weiterhin unseren Beitrag.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Oliver Haberger
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer