Digitale Interaktion hindert ganzheitliches Lernen
Im Verlauf der Studie wurde es ziemlich deutlich, wie schwierig es ist, Lernende zu einer Interaktion am heimischen Bildschirm zu bewegen. Aus der Lern-Forschung wissen wir aber, wie wichtig gerade die repetitiven Anteile einer Interaktion für die Aufnahme von Wissen ist.
Einmal mehr zeigen diese Erkenntnisse, dass Lernen und die entsprechenden Tools einen erst dann zu einem wesentlichen Erfolg führen, wenn es gelingt einen interaktiven Wissenstransfer zu gestalten.
Weitere entscheidende Faktoren, die in vielen Studien noch keine große Beachtung gefunden haben, sind Parameter aus dem Bereich der Softskills, wie die allgemeine Disziplin oder Selbstorganisation beim Lernen. Für die fehlende soziale Komponente wird versucht, Verfahren zu entwickeln, um eine Art virtuellen Klassenraum zu schaffen. Webinare nutzen diese Kommunikations-Form und Technik seit geraumer Zeit, doch die lernsteigernde Wirkung dieser virtuellen Community ist meist marginal und führt nicht zu den erwünschten Lernfortschritten. Was fehlt, ist die Identifikation mit den Personen einer Community. Dazu Nicole Behringer: „Wenn man sich beispielsweise mit der Lerncommunity identifiziert, bedeutet das, gern zu dieser Community zu gehören und sich der Community verbunden zu fühlen. Die Forschung hat gezeigt, dass eine hohe Identifikation in Zusammenhang steht mit einer hohen Bereitschaft sich für die Gruppe zu engagieren.“
Identifikation ist er Schlüssel für Lernerfolge
Diese hohe Identifikation ist aber immer begrenzt durch die digitale räumliche Trennung. Die dadurch entstehende Reduktion auf wenige interpersonale Parameter kann kaum eine relevante Resonanz zwischen Menschen herstellen.
In der besagten Studie ist die Auswirkung der sozialen Identifikation auf das Engagement in einem bestimmten Bereich gelungen. In den virtuellen Lerngruppen die untersucht wurden, hatte sich gezeigt, dass gerade die Zielgruppe, die wissenschaftlich arbeitenden Studenten bereit waren, Wissen zu teilen und an den interaktiven Prozessen der Wissensvermittlung teilzunehmen. Nun haben wir es hier mit von Haus aus Lernwilligen zu tun, bei welchen das Lernen in der momentanen Relevanz einer Profession gleichkommt. Der Studenten wichtigste Aufgabe von Haus aus, ist das Lernen. Auffällig ist, dass die überwiegende Zahl der Studien, wenn es um E-Learning geht, sich mit diesen professionell Lernenden beschäftigt.
Was müssen Weiterbilder lernen?
Doch gelten die Ergebnisse auch für Weiterbildungs-Angebote? Können sich gegenseitig motivierende Lern-Communitys gebildet werden und vor allem, wie lassen sich die Mehrwerte dann tatsächlich messen und mit einschlägigen klassischen Lernerfolgen zum Beispiel durch Präsenzseminare vergleichen? Hier ist die Forschung noch in den Kinderschuhen, denn Analys-Modelle bestehen noch wenige und die Fragmentierung der angebotenen E-Learning Methoden erschwert die Erhebungen erheblich.
Trotzdem ist E-Learning schon dabei, aus dem Teenager-Alter zu entwachsen. Drehen sich doch die mediengestützten Lernformen nicht mehr nur um pädagogisch-didaktische Prinzipien, sondern berücksichtigen meist auch den Kontext, sowie Ziele und Methoden der angesprochenen Anwendung (vgl. Issing & Klimsa, 2009): E-Learning ist über das audiovisuell aufbereitete Lernmaterial hinausgewachsen und bietet zunehmend vielfältige Lernformen an, unter anderem als Trainingssoftware nach dem Reiz-Reaktions-Prinzip zum Aneignen von Faktenwissen und Routinetheorien, oder als rollenspielähnliche Simulation, um vernetztes Denken zu proben bis hin zur interaktiven Bearbeitung offener Aufgaben. Doch in sich selbst bleibt es ein selbstzusteuerndes Werkzeug mit einem hohen Anspruch an die Eigensteuerung des lernwilligen Nutzers. Es bleibt ein klassisches Selbststudium in einer Online-Umgebung, auch wenn im besten Sinne eine Community per virtueller Liste oder eine Integration von Sozial-Apps Bestandteil ist.
Wir sind noch lange nicht am Ziel
Oft zitiert, aber deswegen nicht minder wichtig, muss man die neueren Erkenntnisse der Hirnforschung berücksichtigen und dabei wirft die Beschäftigung mit nachhaltigem Lernen eine ganze Reihe wichtiger Fragen über Faktoren auf, die jenseits der digitalen Grenze liegen.
Blended Learning wird das Thema der nächsten Jahre bleiben, insofern es Unternehmen schaffen, das Lernen generell an die Arbeitsplätze zurückzubringen. Noch ist hier eine Trennung zu beobachten, wobei auch arbeitsplatznahes Lernen noch in der Anfängen steckt.
Blended Learning – (im englischen „blender“ was Mixer bedeutet) ist nichts anderes als „Misch-Lernen“. Die ersten Ideen stammen aus den 1970er Jahren, damals „hybride Lernform“ genannt, wurden so meist rudimentär die Medien Audio und Video mit Lernformen verbunden.
Weiterbilder lernen auch noch
Die heutigen Möglichkeiten für IT-gestütztes Lernen stellen diese Ansätze natürlich weit in den Schatten und werden sicherlich auch den Weiterbildungsinstituten neue Impulse verschaffen. Die neue Ära des Lernens wird wohl weiterhin jeden Monat neu eingeläutet und muss sich jedes Mal in allen Anforderungen einer zielführenden Praxis in der Anwendung stellen. Die größte Wirkung, auch im Zusammenhang mit Blended Learning hat der Dozent, der räumlich gegenwärtig auf vielfältige Art den Rohstoff Wissen in eine annehmbare Form kleidet und damit dem Teilnehmer eine ganzheitliche Aufnahme von Fachwissen ermöglicht.
In fast allen diesbezüglichen Studien und Arbeiten gleichen sich die Ergebnisse, mit Sicherheit kann postuliert werden, Präsenzseminare sind noch sehr lange nicht zu ersetzen. Doch auch wir beim MANAGER INSTITUT werden uns weiterhin mit dem Thema des Blended Learning beschäftigen. Wir wissen, dass dies eine immense Erweiterung und Vertiefung der Lernerfolge bedeuten könnte, doch bis dahin muss Blended Learning noch aus den Kinderschuhen herauswachsen.
Ihr Oliver Haberger
Dipl.Kfm.Univ.
Geschäftsführer