Sehr geehrter Herr Creanga,
Die gefährlichsten Fallen der Kommunikation
An erster Stelle werden Kommunikationsfähigkeiten von einer Führungskraft verlangt. Doch fragt man nach, was Kommunikation denn nun sei, gehen die Erklärungen weit auseinander und sind wenig aussagekräftig. Dies hat damit zu tun, dass wir in den Schulen und selbst Universitäten kaum ein hinreichendes Verständnis über Kommunikation erhalten. Doch Kommunikation ist die Basis fast allen Handelns.
Die Grundlage von Teamwork oder Kooperationen ist eine Kommunikationsvereinbarung. Eine Kooperation hängt in vollem Umfang von einer gezielten und fortdauernden Kommunikation ab. Für den Erfolg einer Kooperation sind so viele interaktive Faktoren verantwortlich, dass wir es im Grunde bei jeder Kommunikation mit einer insgeheimen Kollaboration zu tun haben. Hier wirken alle physischen, mentalen, emotionalen und die vielen unbewussten Ebenen bei der Kommunikation aktiv mit.
Aus historischer Sicht ist der Begriff Kollaboration negativ besetzt. Kollaborateure waren diejenigen, die mit dem Feind zusammengearbeitet haben und oftmals ein unrühmliches Ende nahmen. Doch in der Wirtschaft, vor allem im englischsprachigen Raum, verwendet man den Begriff auch für eine erweiterte Kooperation. Kollaborationen sind üblich, insbesondere wenn kulturelle und nicht formale Aspekte, sowie das Zusammenbringen von Interessen unter einen Hut gebracht werden sollen. Sobald kulturelle Perspektiven wesentlich einbezogen werden müssen, sollte eine „Kooperation“ Merkmale einer Kollaboration widerspiegeln. In der internationalen Zusammenarbeit kennt man das MOA, das „Memorandum of Agreement“ als Form einer Kooperation oder Kollaboration. Der Unterschied zwischen Kooperation und Kollaboration scheint marginal, ist aber wesentlich. Am einfachsten zu erklären wiederum aus historischer Sicht.
Ein Kollaborateur war von seiner Sache überzeugt
Er war überzeugt, dass die Werte, die er (meist heimlich) vertrat, besser sind, als diejenigen, die er offiziell zu vertreten hatte. Der kleinste Nenner dabei konnte seine persönliche Beteiligung an einer Idee sein. Ein Kollaborateur hatte nie ein „9-5-Job“ mit Stechuhr. Er war ganzheitlich involviert. Immer auf der Hut, heute würde man sagen „achtsam“. Eine Kollaboration ist also das Teilen von Ideen, Zielen und einer persönlichen Beteiligung.
Bei einer einfachen Kooperation stehen die unterschiedlichen Ziele der einzelnen Parteien, die Maßnahmen und Regeln im Vordergrund. Eine gerechte Aufteilung, Geben und Nehmen müssen ausgeglichen sein, die Endabrechnung muss stimmen. Eine Kollaboration dagegen lässt sich nicht limitieren und geht weit über den formalen Ablauf einer Zusammenarbeit hinaus. Grenzen bei der Verfolgung von Ideen sind normalerweise durch die Mittel beschränkt, doch bei einer Kollaboration steht das gemeinsame Wirken in Bezug auf eine gemeinsame Vision im Mittelpunkt. Die gegenseitige Befruchtung mit Ideen und Ansprüchen spielen eine große Rolle.
Nehmen wir die kleinste Form der Kollaboration, das Zusammenwirken von zwei Personen, die sich darin einig wurden, ein bestimmtes Projekt gemeinsam zu eruieren. In jedem Fall sind die beiden Personen mental, emotional und eventuell auch körperlich beteiligt. Stellen Sie sich das Bild in einer Hotellobby vor: man trifft sich zum Austausch neuer Ideen oder zur Verhandlung eines neuen Vertragsverhältnisses oder abteilungsübergreifend werden Ideen weiter gegeben. Unvorstellbar? Wie können Mitarbeiter zu einer Kollaboration angeregt werden, zu einem Zusammenspiel des kreativen Wirkens, ein Umfeld, in welchem Innovationen entstehen können?
Fremdgesteuert oder Hausgemacht?
Der neueste Trend: gemietete Motivatoren werden zu hohen Tagessätzen eingeladen, um die Mitarbeiter an die Vision des Unternehmens heranzuführen. Incentive Events mit hohem Challenge- Faktor sollen Teamgeist fördern. Hunderte von Workshop-Angeboten bewerben sich um die effektivste Form Leidenschaft in die Arbeit zurückzubringen.
Doch eines muss klar sein, mit dem Wiedererblühen der deutschen Wirtschaft nach dem Krieg haben wir als deutsche Unternehmer die Art der Wirtschaftsform gewählt, die wir heute noch präferieren. Im Zentrum steht der Funktionalismus, der Maßnahmen-Prozesse, und eben auch noch weitgehend die Ordnung in der Hierarchie. Wirtschaftswissenschaftler sehen in diesen Faktoren die Hauptbremse für Innovation. Dort ist kein Raum für Leidenschaft. Und das von Motivations-Trainern hereingebrachte Instant-Doping verpufft nach wenigen Tagen. Solange der Wettbewerb durch unsere Qualität aufgehalten werden konnte, funktionierte das gut und viele Industrien leben noch gut von den Trögen der guten Zeiten. Wir befinden uns in einer systemischen Sackgasse, die auf lange Sicht die Präsenz der deutschen Wirtschaft auf immer weiter hinten liegende Rangplätze verdrängen wird.
Wie komme ich aus der Sackgasse raus?
Ein Leben als Führungskraft findet auf mehreren Ebenen statt – ähnlich eines Theaters gibt es erstens ein Drehbuch. Zweitens spielt sich das Stück vor spezifischen Kulissen ab. Drittens sind weitere Mitspieler vorhanden, von denen man meist abhängig ist. Viertens ein Regisseur, der das Stück ja kennen sollte, bestimmt die Umsetzung. Und fünftens haben wir den Besitzer des Theaters, der die Regeln, das Budget und die Bedingungen vorgibt.
Was ein Mitarbeiter, also Mitspieler dann umsetzt, in ein Teamwork einbringt, ist an all diese Faktoren gebunden und jeder Akteur muss sich damit einverstanden erklären. Selbst wenn ihm das Stück nicht gefällt, er hat das Theater gewählt. Die Kulissen sind ihm zu spartanisch oder zu üppig? Das Budget lässt kein anderes Kostüm zu? Die Mitspieler sind Laien-Schauspieler? Kommen mehrere Faktoren zusammen, kann verdeckte Frustration an der Leidenschaft nagen. Nach längerer Duldung erlischt die Flamme der Leidenschaft und eine Phase der Stasis tritt ein. Das Thema innere Kündigung kennt inzwischen jeder. Doch oftmals sind es kleine Gründe, die den Ausschlag geben. Plötzlich passt etwas nicht mehr.
Die eigene Passung an die vorgegebene Kultur des Theaters zu kennen, ist dabei der Schlüssel. Ein Schauspieler, der sich auf einer Zimmertheaterbühne heimisch fühlt, interaktiv nahe am Publikum, kann sehr schnell auf einer zehnmal so großen Bühne, wie die eines Staatstheaters, überfordert sein. Die Profession eines Mitarbeiters wird durch die Perspektiven all dieser Ebenen beeinflusst. Im aktuellen Blog werden wir uns mit dem Umgang der eigenen Profession etwas näher beschäftigen, ein Thema, das immer mehr Führungskräfte beschäftigt.
Wie kann ich meinen Status als „Mensch in einer Rolle“ auf der „aktuellen Bühne“ einschätzen und eventuell verändern? Dies geht nur über eine gesunde Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit. Überprüfen Sie Ihre Führungsrolle, stellen Sie sich der Auseinandersetzung um die Tatsachen Ihrer Person.
Der schwere Weg lohnt sich
Eine Möglichkeit wäre einige Sessions mit einem erfahrenen Coach. Eine andere und der härteste Weg, eine Selbsterfahrungsgruppe in einem Dschungel oder einer Berghütte. Doch in 90 % der Fälle ist der leichtere Weg mit einer kleinen Hürde und einem leichten ersten Einstieg der beste Weg. Die erneute Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeitsentwicklung ist der erste Schritt. Welche Form Sie wählen, bleibt Ihnen überlassen. Ob Coach, Seminar, Workshop – unsere Berater helfen Ihnen gerne, die für Sie wertvolle Plattform zu wählen und zu nutzen. Die Entwicklung der Persönlichkeit ist ein Muss in Hinblick auf die Herausforderungen der neuen Wettbewerbskultur und ein Schlüssel für die Grundlage der so dringend nötigen Innovationen. Bringen Sie Leidenschaft für Innovationen zurück in den Unternehmensalltag. Rufen Sie unsere Berater an.
Ihr
Oliver Haberger
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer