Noch ist ein Fehler auch oft ein Makel und wird abgestraft. Doch die größten Erfolge aller Zeiten gehen auf Fehler zurück. Manchmal brauchte es sogar zehntausende von Fehlern. Der letztendliche Erfolg nach 10.000 Versuchen hat das Leben der ganzen Menschheit verändert. Ohne diese endlose jahrelange Kette von – „try and error“ – würden wir zum Beispiel alle heute noch im Dunklen sitzen.
„Mein Erfolg war, dass ich 10.000 Wege als Lösung ausschließen konnte, es war nur eine Frage der Zeit“. Die Einsicht die fehlgeschlagenen Versuche als Erfolg zu betrachten, so formulierte es Thomas Edison auf dem Weg zur Lösung der Glühbirne. Von einer anderen, aber unbekannten, Persönlichkeit stammt der Aphorismus: „Man sollte aus den Fehlern der anderen lernen, denn kein Mensch hat so viel Zeit, sie alle selbst zu machen.“
Fehler zu akzeptieren als Teil des menschlichen Handelns ist schwer. Wer gibt schon gerne Versagen zu. Missgeschicke passieren immer und überall und werden viel zu oft vertuscht, wenn nicht gar dämonisiert. Dabei kann für den persönlichen sowie unternehmerischen Erfolg eine positive Fehlerkultur maßgeblich sein. Selten werden sie absichtlich begangen oder gar geplant, trotzdem unterstellt man häufig demjenigen von fahrlässigem Verhalten bis hin zu böswilligen Absichten.
Studien zeigen, dass den meisten Menschen Fehler sehr unangenehm sind. Der Pulitzer-Preisträger Joseph Hallinan schreibt in seinem Buch „Lechts oder rinks: Warum wir Fehler machen“: „Menschen glauben irrtümlicherweise, Fehler würden von Dummheit zeugen“. Daraus folgt das natürliche Verhalten wie Verschweigen, Vertuschen oder gar den Fehler anderen zuzuschieben. In erster Linie eine vertane Chance aus einem Fehler das Beste zu machen. Wie bei einem Virus entstehen daraus Fehlerketten, die später nur schwer nachzuverfolgen sind.
Ist offener Umgang mit Fehlern gut?
„Ein offener Umgang mit Fehlern in Firmen ist wichtig, um die Kreativität von Mitarbeitern zu fördern,“ sagt Kathrin Rosing, Professorin für die „Psychologie unternehmerischen Handelns“. An der Uni Kassel forscht sie über die Zusammenhänge von Fehlern, Kreativität und Innovationen.
Die Realität ist jedoch, nach einem Fehler bilden sich oft in der Mitarbeiterschaft abwärts gerichtete Spiralen schuldsuchender Fehler-Feedbacks. Diejenigen, die die Fehler begehen, erleben sich selbst oft in Selbstzerwürfnissen und Beziehungsirritationen. Die Teilnehmer, die vom Fehler Betroffenen, oder auch die Beobachter, reagieren ebenso kaum fördernd. Die direkt Betroffenen reagieren entweder mit Ärger, Beschuldigungen oder sogar wütenden Tiraden. Der Chef tobt. Dies kann für einen kurzen Moment sogar förderlich sein, aber endet meistens in einer strafenden Distanzierung und verschärften Reglementierungen und die ohne dass der Fehler aufgearbeitet wird. Beobachter denken sich dann ihr „Eigenes“ und schweigen meist dazu, wenn nicht sogar eine Gerüchteküche losgetreten wird und einige vorwurfsvoll die Augen gegenüber dem fehlerhaften Mitarbeiter verdrehen.
Diese Spirale ist tatsächlich noch in über 80 Prozent der Unternehmen zu finden und es werden riesige Chancen an innovativen Entwicklungen vergeben. Doch was viele nicht in ihrem Mindset haben, ist, dass in jedem Fehler eine Chance steckt. Was sind die möglichen Auswege aus der Spirale aus Verhalten an Vorwürfen, dem Schweigen, hin zu einer neuen Fehlerkultur?
1. Bitte Fehler machen.
Fehler sind menschlich und daher ein Teil des menschlichen Lernens, ohne Fehler kann kein Mensch lernen. Laufen lernen beginnt mit hinfallen. Gestehen Sie sich selbst und anderen Fehler zu.
2. Wenn er passiert, lassen Sie uns darüber reden.
Je früher Sie einen Fehler bei sich selbst oder bei Ihrem Mitarbeiter ansprechen umso besser, lassen Sie den Mitmenschen nicht im Regen seines Fehlers stehen. Sprechen Sie Missgeschicke früh und konsequent an. Wenden Sie den autoritativen Stil an. „Ja, es wird Konsequenzen geben, aber zu allererst müssen wir gemeinsam aus Ihrem Fehler lernen. Wie kam es dazu?“
Fehler, die nicht aufgearbeitet werden, zeigen sich im Nachhinein meist verzerrt. Je mehr Zeit zwischen Fehler und Aufarbeitung vergeht, um so mehr wird das Bild über das Geschehene verzerrt. Ähnlich wie bei einem Detektiv werden die Protokolle immer unschärfer und die Beweise verwandeln sich in Indizien. Unser Erinnern beschönigt immer mehr, je mehr die Dinge in der Vergangenheit liegen, das ist menschlich und normal. Es führt zu sogenannten Rückschaufehlern und wir lassen dadurch zu, dass der Fehler so noch einmal passieren kann.
3. Fehler nie im Stehen behandeln – Bitte hinsetzen.
Ein entspanntes Reagieren ist nicht immer einfach, aber versuchen Sie nach der Aufregung so schnell wie möglich eine entspannte Umgebung zu schaffen, so unterstützen Sie am schnellsten den Prozess der Einsicht und Ausbeute des Fehlers. Sicher nicht leicht wenn Kunden sich ärgern, Geld verloren wurde und vielleicht ein Geschäft zerstört wurde. Halten Sie sich vor Augen Perfektionismus ist unrealistisch, hingegen Exzellenz ist machbar.
4. Verbinden Sie Fehler nicht mehr mit Richtig oder Falsch.
Ein Fehler ist eine Abweichung vom Weg oder eine Verfehlung des Zieles, aber niemals eine Bürde von unwürdigem Verhalten oder Grund für Selbstzerfleischung. Der beste Weg ist, sich den Fehler so schnell wie möglich einzugestehen, ihn als solchen zu benennen und als Chance nutzen, sich zu befähigen für eine bessere Variante oder gar eine Innovation.
Professor Olaf Morgenroth, Psychologe an der Medical School Hamburg, hat den Forschungsschwerpunkt „Umgang mit Fehlern und Misserfolgen“. Er sagt: „Scheitern stellt immer noch eine Bedrohung des Selbstwertes dar. Je mehr Leistung zum Kriterium für die soziale Rolle und das Selbstbild wird, desto gravierender ist ein Versagen.“ Dies ist auch ein Grund für die vielerorts grassierenden Versagensängste. Nach neuesten Studien eine der Hauptkrankheiten von Manager.
5. Söhnen Sie sich mit den Fehlern aus.
Nehmen Sie Fehler ernst, aber versuchen Sie diese auch aus einer höheren Warte zu sehen. Aus dem Weltall gesehen ist der Fehler wahrscheinlich relativ unbedeutend und bietet eventuell sogar eine humorvolle Perspektive. Kann man über den Fehler in fünf Jahren lachen, kann man es auch bald oder sogar schon heute. Eventuell könnte Humor helfen, die Erfahrung aus einer anderen Perspektive zu interpretieren.
Laut Dr. Tabea Scheel kann falscher Umgang mit Fehlern, wenn dazu noch eine sozial tragende und positive Grundstimmung im Unternehmen fehlt, dazu führen, dass sich eine Kultur des abgesicherten Verhalten entwickelt und damit jede mögliche Innovation im Keim ersticken lässt. (Dr. Tabea Scheel ist Humorforscherin am LMU Center for Leadership and People der Ludwig-Maximilians-Uni, München)
6. Grübeln Sie noch oder sind Sie schon an der Lösung?
Zu langes Nachdenken über eigene Fehler oder Versagen ist Experten zufolge wenig hilfreich. Hierzu gibt es tatsächlich so viele Studien und Bücher, dass man beruhigt von einer Maxime sprechen kann. Natürlich gibt es Menschen, die negative Gedanken schneller abstellen können. Sie sind weniger gefährdet, Depressionen zu erleiden; aber das Verhalten positiv zu denken kann eingeübt werden. Lesen Sie ein Buch dazu und fangen Sie heute noch an.
7. Innovationen sind Lösungen für Fehler.
Üben Sie laterales Denken und laterale Kreativität. Nach Edward de Bono, dem Kreativ-Guru, ist die laterale Lückensuche, also die Suche nach einem fehlenden Glied, die Basis einer Innovation. Viele geniale Erfindungen gehen auf das Suchen nach der Lücke zurück. Teflon, Post-it, Minen-Bleistift, Müsliriegel, auch der Ipod. Studien zeigen, dass Unternehmen mit einer offenen Fehlerkultur 40 Prozent mehr Erfolg bei der Digitalisierung haben.
8. Ich habe einen Fehler gemacht.
Schuld einzugestehen ist nicht leicht, zeugt aber von Persönlichkeit und in den seltensten Fällen verliert jemand das Ansehen vor den Mitarbeitern. Nachweislich werden Chefs vielmehr respektiert, wenn diese offen ein Fehlverhalten eingestehen. Experten zu Folge sollte eine tragende Entschuldigung aus den Elementen bedauern, erklären, eingestehen, verantwortlich zeigen, Wiedergutmachung anbieten und um Vergebung bitten bestehen. Der schwierigste aber auch der wichtigste Teil ist das Eingestehen der Schuld.
Etabliert eine Organisation eine positive Fehlerkultur, wird sich dies auswirken auf alle Bereiche des Unternehmens, angefangen von den Qualitätsstandards, der Produktivität, dem Umgang untereinander, den Innovationen, bis letztendlich auch der Wettbewerbsfähigkeit. Dies geschieht sicher nicht über Nacht.
An erster Stelle könnte dabei eine Art Reflektion sein, wie Sie mit Ihren Fehlern und Kultur im Unternehmen umgehen. Den Anfang machen kann auch die Analyse der Unternehmenskultur als Ganzes. Damit wäre eine schonungslose Diagnose als ersten Schritt zur Implantierung einer wirkungsvollen und innovationsfreudigen Kultur im Unternehmen nötig.
Ob dies mit einem einfühlsamen ersten Auseinandersetzen mit der eigenen Organisation geschieht, eventuell mit einem ersten Beratungsgespräch mit einem Organisationsexperten, oder der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Führungsstil mittels eines Coachings bleibt Ihnen überlassen. Sie dürfen aber damit rechnen, dass wir Ihnen dabei helfen. Rufen Sie uns an, wir haben eine Lösung.
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Dipl. Kfm. Univ.
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