2020 haben uns die Pandemie Maßnahmen und alle weiteren Umstellungen in unserem täglichen Leben stark herausgefordert. Für viele war dies mit Stress verbunden und mit viel Aufwand bei der Bewältigung neuer Umstände. Doch wir haben viel gelernt und festgestellt, dass wir in einer Krise als Nation und einzelne Individuen Stärke beweisen können.
Eines ist sicher, wir gehen stärker und widerstandsfähiger in das Jahr 2021. Wer 2020 überlebt hat, kann 2021 einen enormen Erfolg erleben. Die Impfstoffe gehen beinahe alle in die letzte Phase, wer die Pressemeldungen der Impfstoffhersteller verfolgt, sieht, dass mit Hochdruck daran gearbeitet wird und einige Testreihen bestens abgeschlossen wurden. So wird 2021 zum Jahr der Wiedererstarkung werden, doch es verlangt uns allen eine enorme Portion Geduld ab und niemand ist davon ausgenommen.
Dauert eine Krise zu lange, meldet sich das Strudelwürmli
Krisen, die über einen längeren Zeitraum ein hohes Maß an Anpassungen und ständige Bereitschaft zum Handeln fordern, sind von der biopsychologischen Seite her gesehen eine hohe Belastung für unser limbisches System. Das limbische System ist die Auswertungszentrale in unserem Gehirn, in welcher alle Informationen zusammenlaufen. Hier werden die emotionalen, sensorischen (Sinnesorgane) und gespeicherten Erfahrungswerte auf der unbewussten Ebene quer ausgewertet und uns am Ende ein Signal in Form von Empfindungen bereitgestellt.
Ständig dringen neue Informationen auf dieses System ein und fordern die Bearbeitung der Daten. Sind die Infos bedrohlich, bekommen wir ein negatives Bauchgefühl. Bei allen persönlichen und prägenden Situationen speichern wir eine Momentaufnahme auf einer unbewussten Ebene in Form von komplexen Markern ab, ähnlich eines Datenpakets, eine Datei mit allen aufgenommenen Eindrücken. Komplex, weil alle Eindrücke aller Bereiche eingeschlossen sind, welche betroffen sind. Geruch ist einer der dutzenden Einflussfaktoren. Sie haben sicher schon einmal einen Ort betreten, an dem der Geruch Sie an etwas Erlebtes erinnert und das war entweder der gute Geruch von Omas Kekse backen oder etwas weniger Angenehmes. Geruch ist sogar einer der stärksten Bestandteile von Markern. Doch es ist nicht nur, dass eine Momentaufnahme allen Sinneserlebens in einem Marker abgespeichert wird, sondern auch eine Kopf-Information, ähnlich wie bei einer E-Mail.
Jede Speicherung, jedes Datenpaket wird im Kopf mit einer Bewertung versehen. Diese Bewertung ist nach einem einfachen Zweiklassensystem geteilt: Mag ich oder mag ich nicht. Ein Marker enthält also in der Kopfinformation einen Signalgeber, schlecht oder gut. Die inhaltlichen Informationen und die Bewertung werden zusammen in einer Datei in das Erfahrungsgedächtnis abgespeichert.
Jeder Mensch hat ein Bauchgefühl
Wir merken meistens nur durch unser sogenanntes Bauchgefühl, dass etwas gut ist oder schlecht. Dies stützt sich auf diese Marker mit dem Gut/Schlecht Informations-Kopf. Vielen Menschen erscheint dieses Bauchgefühl auch sehr lebendig, die Neuro-Forscher der Universität Zürich nennen es deshalb auch das Strudelwürmli.
Die Forscher nutzen diese Illustration, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu verdeutlichen. Sie wählten eine Form, die der Funktion des Bauchempfindens am nächsten kommt, z.B. weil ein Wurm geschlechtslos ist. Das Strudelwürmli (“Bauchgefühl”) ist bei allen Menschen vorhanden, ist aber weit mehr als ein Gefühl im Bauch, es kann an Indikatoren am ganzen Körper gemessen werden. Meist ist es unbewusst oder diffus, was auch mit der eigenen Fähigkeit der Wahrnehmung der Signale aus dem eigenen Bauch zu tun hat. Außerdem hat das Strudelwürmli nur einen begrenzten Wortschatz, den seine “Erfinderin” Prof. Dr. Storch aus der Comicsprache entliehen hat: “Grmpfl!” oder “Gwlp???” sind Ausdrücke, die der Wurm für Negatives verlauten lässt. Ein “Bingo!” oder „Yeaa“ ertönt, wenn der Wurm sich freut, also eine Wahrnehmung als etwas Gutes markiert wurde. Die Signale der Auswertung bezeichnen wir auch als Intuitives Signal.
Der Druck hat sich erhöht
Im Moment treffen so viele „Unbekannte“ auf unser Strudelwürmli, dass es beinahe ständig in den „Grmpfl“-Modus schaltet. Gilt es eine Entscheidung zu treffen, sendet das Strudelwürmli innerhalb von Millisekunden ein angenehmes oder unangenehmes Signal aus. Bei zu vielen neuen Informationen wird es schnell überlastet und dies führt zu Stress, bis hin zu körperlichen unangenehmen Empfindungen. Intuitiv würden wir dann gerne der Situation entfliehen.
Das Vorhandensein des Bauchgefühls und des Bewertungsgedächtnisses zeigt uns, dass die Intuition und das Körperempfinden einen wesentlichen Bestandteil unseres Bewusstseins ausmachen. Die unbewussten Signale bestimmen laut den Forschern zu 95% das Handeln und nur 5% sind auf die Vernunft zurückzuführen. Unsere Intuition spielt also eine erhebliche Rolle bei jeglicher Entscheidungsfindung.
Wir möchten uns zwar gern als vom Verstand gesteuert sehen, doch die Neurowissenschaft hat dies längst widerlegt. Der Neuro-Wissenschaftler und Journalist Jonah Lehrer schreibt in seinem Buch „Wie wir entscheiden“ die These, dass der Mensch rational handle, ist „schlichtweg falsch“. Seine Grundthese anhand der neuen Forschungsergebnisse zeigt auf, dass der Teil des Gehirnes, der für den Verstand zuständig ist, keine Opposition gegen die Gefühle einnimmt, sondern eher eine Collaboration anstrebt. Lehrers Zusammenfassung: „Von der Ebene des Gehirns aus betrachtet, werden wir von allen Kreaturen am stärksten von Gefühlen bestimmt.“
Die Forscher sind sich einig, erst durch die Berücksichtigung beider Quellen, in der bewussten Collaboration von Verstand und Intuition, können alle Lern-Erfahrungen und äußeren Potentiale zu erfolgreichen Entscheidungen führen. Achten Sie zu wenig auf Signale oder wird das Bauchgefühl zu lange und zu oft ignoriert, kann sogar die, umgangssprachlich “Burnout” genannte, chronische und pathologische Überforderung entstehen.
Das Geheimnis von klugen Entscheidungen
Wir wollen authentisch handeln und sicher am Ziel ankommen, dies wird möglich in der Vereinbarung von Intuition und Verstand. Zu jeder Entscheidung gehören natürlich nicht nur die inneren, intrinsischen Faktoren, sondern auch alles, was von außen an Informationen als extrinsische Faktoren an uns herantreten. Jede Begegnung ist komplex, jemand fragt uns etwas, trägt ein Problem an uns heran, fordert uns. Gleichzeitig nehmen wir Informationen wahr aus dem Verhalten und dem emotionalen Zustand des Gegenübers, dazu kommen seine Kleidung, die Umgebung und das soziale Umfeld. Alle diese Faktoren werden zu allererst durch unser Strudelwürmli ausgewertet.
Viele der Informationen werden allerdings von uns ganz persönlich auf der Grundlage der eigenen Marker ausgewertet und so kommt es statistisch zu fast 85prozentiger falschen Einschätzungen, weil die Nase meines Gegenübers mir Unwohlsein bereitet. Sie erinnert unseren Marker beispielsweise an eine Begebenheit, in der ein Feind unsere Nase drangsalierte. Das situative Profil der Auswertung ist also verzerrt. Dies ist nur eine der vielen möglichen Fallen, die in der Kommunikation einen großen Einfluss haben und Sie alle kennen die verfahrenen Beziehungs-Situationen, in welchen es scheinbar kein Vor oder Zurück mehr gibt.
Doch es gibt einen Weg solche Situationen und jegliche Kommunikation zu bewältigen, der mehr zum Erfolg führt als alle Kommunikations-Skills und Verhaltensregeln zusammen. An aller erster Stelle betrifft dies unsere eigene Aufmerksamkeit, die wir uns selbst und den Faktoren entgegenbringen. Indem wir uns die Perspektiven und Wirkungen aufmerksam anschauen und die Zusammenhänge verstehen lernen. Mit ein wenig Übung können wir unsere Aufmerksamkeit trainieren und lernen, Situationen verzerrungsfrei einzuschätzen und unser Strudelwürmli besser zu hören und zu verstehen.
Nun wünsche ich Ihnen aufmerksame Weihnachten und einen bewussten Übergang in das Jahr 2021. Einen besonderen Gruß richte ich an Ihr Strudelwürmli und möge die Erfahrung dieses Weihnachtsgrußes einen positiven Marker hinterlassen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer