Training kann Lernen verhindern
Wer hat es gesehen oder bemerkt? Konnten Sie ihn sogar, verdeckt von fremden Augen, den Kollegen oder gar dem Chef, lösen? Was fühlen Sie, wenn Sie einen Fehler gemacht haben? Schuld? Ängste? Und was fühlen Sie, wenn Sie dabei entdeckt wurden?
Fehler sind hierzulande immer noch ein Makel und unter Umständen eine böse Falle. Fehler sind nach wie vor Karrierebremsen oder führen sogar ins Aus. In vielen anderen Ländern wird mit Fehler anders umgegangen.
In einigen Ländern gibt es sogar die Idee, man müsse, um die richtige Position zu erreichen, nur die richtigen Fehler machen. Die Kunst aus diesen Fehlern dann zu lernen, das sind die Wegweiser, die zum Erfolg führen.
Die Kunst des Scheiterns
Oftmals zitiert, aber immer noch beeindruckend, die Story des Gründers von Paypal, Max Levchin: „Das erste Unternehmen, das ich gründete, ist mit großem Knall gescheitert. Das zweite Unternehmen ist ein bisschen weniger knallend gescheitert, das dritte Unternehmen ist sehr anständig gescheitert, aber das war irgendwie okay. Ich habe mich rasch erholt, und das vierte Unternehmen überlebte bereits. Meine Nummer fünf war dann Paypal.“
In der USA und auch in anderen Ländern ist es kein Makel, einige gescheiterte Unternehmen hinter sich zu haben, in manchen Kreisen eher eine Auszeichnung. Mitarbeiter, die keine Fehler machen, sind faul, heißt es. In erster Linie geistig faul, sie trauen sich nicht vorauszueilen, etwas in die Hand zu nehmen, was scheitern könnte. Ein Grund warum Motivation eine solch große Rolle in den USA spielt, so dass Heerscharen von Motivations-Coachs eine ganze Industrie um den Bedarf an Motivation aufgebaut haben.
Haben wir wenigstens Einsicht?
Nicht alles aus Amerika ist auf deutsche Verhältnisse übertragbar. Ein Fehler bleibt ein Fehler, bleibt ein Fehler. Viele Selbstmorde von Führungskräften, welche bei einem deutschen Konzern oder Mittelständler angestellt waren/sind, gehen auf nicht verkraftete, oder nicht verarbeitete, eigene Fehler des Betreffenden zurück.
Im Grunde, auch wenn viel über Fehler Toleranz gepostet wird und dazu angehalten wird, haben wir letztlich im praktischen Unternehmensalltag keine Fehlerkultur. Um es drastisch auszudrücken, ein Fehler ist im Grunde nur negativ zu bewerten und wird in 90% aller Fälle eher dazu führen einen Rang tiefer gestuft, treffend gesagt, strafversetzt bzw. degradiert zu werden. Ein Blick in die Politik zeigt uns die – offizielle – Handhabung von Fehlern. Fehler existieren nicht. Politiker gestehen nur ein, etwas falsch gemacht zu haben, wenn eh schon alles zu spät ist und die sogenannte Flucht nach Vorne angesagt ist. Dabei werden aber den Verfehlungen dann die absurdesten Namen verpasst. Die Kunst, eine Niederlage zu einem Erfolg zu deklarieren, ist seit Gerhard Schröders Auftritt in der Elefantenrunde, nach der Wahl 2005, zur Kultur für Generationen geworden. Die Wirtschaft adaptierte dies, je höher der Rang umso mehr ist die Position auch eine politische, wenn auch eine wirtschaftspolitische.
An dieser Stelle könnten genügend Affären und Skandale aufgelistet werden. Das Internet ist voll davon, ohne diese nennen zu müssen.
Vorbildliche Fehler
Der Umgang mit Fehler unterliegt einer ganz besonderen Kultur des Vorbildes und trotzdem ist es nicht üblich von einer Führungskraft zu erwarten, dass sie freizügig eine Verfehlung thematisiert. Ein Fehler ist ein Fehler, da sind sich die Gesellschafter und die Gesellschaft einig und Fehler sind nun mal deutsch gesprochen für jede Karriere schädigend.
Michael Frese ist Wirtschaftspsychologe und Fehlerforscher und untersucht, wie jede Kultur mit Fehlern umgeht. Das deutsche System ist am Einfachsten zu deuten: „Fehler und Misserfolge sind unerwünscht und werden auch unnachsichtig geahndet“ so schreibt er 2013 in der „Zeit“.
Michael Frese führt eine stetig aktuelle Liste mit insgesamt 61 Wirtschafts-Ländern über die ganze Welt verteilt, bezüglich der Toleranz für Fehler. Deutschland ist auf Platz 60. Nur Singapur ist noch schlechter. Ein Kaugummi auf den Boden werfen in der Orchard Road in Singapur kann ganz offiziell zu einer Sanktion mit dem Rohrstock führen.
Es wird Zeit für eine neue Fehlerkultur.
Was könnte dabei der erste Schritt sein? Kommen Sie zu uns und bringen Sie Ihre Fehler in eine geschützte Umgebung mit. In einem Seminar oder Workshop ist das produktivste und für alle eine große Bereicherung, wenn über Fehler und deren Lösung gesprochen wird.
ABER – selbst in einer Seminarumgebung fällt es vielen Teilnehmern äußerst schwer, ihre Fehler auf den Tisch zu legen. Was für eine Vergeudung an Chancen, das Beste daraus zu lernen. Wann fangen Sie an?
Darf ich Sie einladen in unseren Veranstaltungen Ihre Fehler zu bearbeiten?
Eine hohe Hürde, aber wie es viele der größten internationalen Wirtschaftskapitäne schon bewiesen haben, ist dies der schnellste Weg zum Erfolg. Der deutsche Umgang mit Fehler wird uns wahrscheinlich noch eine ganze Zeit auf Rang 60 fest halten. Doch heute haben Sie die Chance, in einer geschützten Umgebung das Experiment zu wagen, die begangenen Fehler zu einer Erfolgsstraße zu transformieren. Sind Sie dabei?
Ihr Oliver Haberger
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer