Gemeinsam zum Gipfel
In einer Studie über die eingeschränkte Kommunikation bei Home-Office Lösungen ging es unter anderem auch um die üblichen kurzen Absprachen auf Unternehmens-Fluren. Insbesondere wenn es um Karriere, Abkommen, Teamabsprachen oder auch um unheilige Allianzen ging. Im Volksmund werden diese Allianzen gerne Seilschaften genannt, auch sie werden in dieser Home-Office Ära erschwert. Doch sind Seilschaften schlecht? Nicht immer, denn sie dienen auch dem Zweck des gemeinschaftlichen Überlebens.
Schauen wir uns einmal die grundsätzliche Erklärung des Deutschen Alpenvereines zu Seilschaften an:
Zusammenfassung: sinnvolles und effizientes Sichern auf Hochtour
- Im Absturzgelände mit Gletscherseilschaftsabständen oder mit Schlappseil unterwegs zu sein (Ausnahme: Sprungseil) ist ein „No-go“.
- Empfehlenswerte Techniken für klassisches Hochtourengelände sind oft: gleitendes Seil, Sprungseil und Sichern vom Fixpunkt (evtl. mit verkürztem Seil).
- Techniken wie Seiltransport, Gehen (Sichern!) am kurzen Seil oder seilfreies Gehen sollten nur sehr überlegt eingesetzt werden!
- Die meisten Techniken eignen sich nur für Zweier- oder Dreierseilschaften; größere Gruppen sollten langanhaltendes Absturzgelände meiden.
- Die Gruppe muss sich einig sein über ihr akzeptiertes Restrisiko und die gewählten Sicherungstechniken.
- Entscheidungskriterien dafür sind: Geländesteilheit und -ausgesetztheit, aktuelle Verhältnisse, persönliches Können und Tagesform, äußere Einflüsse.
Eine interessante Beschreibung, die eine Menge Interpretation zulässt. Wird eine Leine zu lange oder lockergelassen oder zu kurz und gespannt gehalten, kann dies gefährlich werden. Es kommt also auf die Balance an und den Zweck. Zu jedem Zweck das richtige Seil scheint ebenso eine wichtige Voraussetzung zu sein für eine gelungene Tour.
Der Berg ruft
Wenn wir das Bild nun auf die Situation in den Betrieben legen, erkennen wir erstaunliche Parallelen. Die Belegschaft befindet sich zwar nur bildhaft auf einer Berghochtour, die Situationen können jedoch oft mit einer alpinen Tour verglichen werden, was vor allem die Brisanz, Sicherungs-Ansprüche und Gefahren angeht.
Betrachten wir uns die statistischen Zahlen und psychosozialen Studien zu Unternehmensumgebungen, in welchen Themen wie Mobbing, Stress und Burnout bis hin zu zunehmendem Selbstmord von Managern eine Rolle spielen, fällt auf, dass in den meisten Quellen von den Wurzeln des Übels im Kollegen-Beziehungsstress die Rede ist. Dabei mehr in der hierarchischen, also der Top Down Struktur, als unter Kollegen. Weiter fällt auf, dass es oftmals nicht einmal der direkte Vorgesetzt ist, sondern Kollegen auf der höheren Ebene.
Es geht gar nicht oder es geht
Der Kern der Probleme ist in den meisten unternehmerischen Beziehungen die Dissonanzen, die bei der Zusammenarbeit mitschwingen. Diese sind meist durch die Unterschiedlichkeit (Diversity) schnell erklärt, allein die Herangehensweise an Problemstellungen und deren Lösungen sind von Mensch zu Mensch so unterschiedlich, bis hin zu einem gegensätzlichen Ansatz.
Deshalb ist die Frage aus psychosozialer Sicht erlaubt: Kann in einer Beziehung zu Untergebenen überhaupt eine Balance hergestellt werden? Diese Frage haben sich Sozialwissenschaftler, Arbeitspädagogen und Psychologen gewidmet, die zur Erkenntnis kamen, dass es nicht möglich ist. Lediglich ein Agreement zwischen den Beteiligten und die beiderseitige Konzentration auf die Inhalte des Agreements können eine gewisse Balance schaffen. Doch dies kann sehr wohl professionell und effizient gemeistert werden.
Das Seil darf nicht zu schlaff und nicht zu straff sein
Kurse zum Führungs-Training und Stile haben Hochkonjunktur. Nachdem eine neue Generation in die Führung geschickt wurde, sich in wenigen Jahren hochgearbeitet hat, ist Führungsqualität zu einem Flaschenhals geworden. Gute Führung ist immer noch der notwendige Anspruch für eine funktionierende Teambildung und das Erreichen der Ziele. Dies umso mehr als der Druck Ergebnisse zu erlangen um vieles höher geworden ist.
Ein Manager unter Druck und der Vorgabe zu führen ist genau das, was managen meint, doch eine der am schwersten zu ertragenden Bürden. Nicht umsonst ist die Gattung der Vollblutmanager selten anzutreffen und je höher der Level, umso dünner wird die Luft. Viele suchen zwar die Macht, aber rechnen selten mit den Härten, je näher der Gipfel kommt.
Manager, die das früh erkennen, lehnen es deshalb oft ab und bleiben unter ihrem Potential. Moses versuchte sich ebenfalls darum zu drücken. Doch auch für viele Manager gibt es diesen brennenden Dornbusch, ansonsten wären sie ja keine Manager geworden.
Der Ausweg, um mit all diesen Anforderungen und den ständigen Veränderungen zurecht zu kommen, ist eine ständige Weiterbildung in jedem betreffenden Gebiet. Lebenslanges Lernen ist für ihn Pflicht. Moses musste dies in der Wüstenwanderung, sozusagen per Versuch und Irrtum mit vielen gescheiterten Projekten, erfahren und das über 40 Jahre.
Viele Manager überlassen das Weiterbilden eher dem Ansatz „learning by doing“, aber dieser Ansatz ist inzwischen in keinster Weise mehr hinreichend, die Ansprüche an Effizienz und Ergebnisse sind längst darüber hinausgewachsen, und der Wettbewerb, der davonzieht, beweist durch bessere Weiterbildung wohin die Tour geht.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer